Aufrufe
vor 1 Jahr

Wie wir wurden, was wir sind

  • Text
  • Traditionsunternehmen
  • Familienbetrieb
  • Damals
  • Wwwsamenschwarzenbergercom
  • Firmenchronik
  • Tirol
  • Innsbruck
  • Schwarzenberger
Ein Buch über die Firma Samen Schwarzenberger. Vom Gründer Johann bis zur Betriebsübergabe 2022 von Erich an Markus Schwarzenberger. Viele Jahrzehnte beschreiben spannendste Ereignisse.

Das Freundschaftliche in

Das Freundschaftliche in der Branche, im Umgang miteinander, das muss bleiben. Jeder soll sich freuen, wenn wir anrufen. Partnerschaften sind essenziell. Kandidatin gefunden. Und wir mussten uns überlegen, ob wir tatsächlich noch warten – und riskieren, diese potenzielle Mitarbeiterin zu verlieren – oder das Ganze beschleunigen. Das bedeutete aber auch, dass Erich sofort einen Stock höher musste, denn sie sollte ja auch von mir lernen können. Also war es entschieden. Wir waren dann beide recht cool – es war ja nur ein Stock höher. Aber als er dann angefangen hat, seine Kisten zu packen, war das schon heftig. Erich: Für uns beide. Am Samstag, als ich die letzten Sachen raufgetragen habe, haben wir uns beide nicht angeschaut. Ich war gefühlsmäßig mehr als am Boden und ich hatte auch keine Muse, viel zu reden. Dann dachte ich mir, wenn meine Enkeltochter beim Eiskunstlauf hinfällt, dann steht sie auf, richtet sich das Krönchen und weiter geht´s. Und du alter Sumser jammerst hier im Kämmerchen. Was soll das. Zwei Tage hat es sich komisch angefühlt, aber als ich meinen neuen Platz angenommen hatte, wurde es auch einfacher. Und ich muss sagen: So viel durchgehend gearbeitet wie da oben habe ich noch nie, weil man einfach Ruhe hat. Und mittlerweile weiß ich: Da oben hab ich‘s fein. Markus: Das sind Schritte, die man als Junger auch sehen und anerkennen muss. Mein Vater ist keiner, der seine Emotionen immer gleich kundtut, aber wenn man bedenkt, wie viele Jahre er dort an genau diesem Platz gesessen ist, mit immer der gleichen Begründung, warum es dieser Platz sein muss, dann ist das ein Schritt, der Anerkennung verdient. Was ist an diesem Platz so besonders? Markus: (lacht) Von hier aus hattest du immer alles im Blick – du wusstest, wer kommt, wer geht, alles wusstest du. So viel hätte man in der Kirche nicht erfahren. (Erich lacht) Und auf einmal musstest du dann weg. Und davor habe ich den größten Respekt und ich hoffe, dass ich, wenn die Reihe an mir ist, auch die Größe habe, es so zu machen. Was hat sich seither für dich verändert, Erich? Erich: Wenn ich morgens um halb sechs aufwache, dann dreh ich mich nochmal um. Das hätte es früher nicht gegeben. Mein Motto war immer: Als Chef bist du am Morgen der Erste und am Abend der Letzte. So habe ich das auch von meinem Vater gelernt. Aber es fällt allen auf, wenn ich mal nicht so früh da bin am Morgen. Vieles habe ich mittlerweile auch schon abgegeben und bei manchen Sachen mische ich mich auch gar nicht mehr ein. Ich verschwinde aus dem Vordergrund mit Ende des Jahres, und das, was ich jetzt mache, das mache ich weiter, solange wir beide mögen. Ich verschwinde aber sicher nicht komplett. Das tut man auch nicht. Markus: Dieses Backup ist Gold wert. Man muss mit dem Vater zwar am härtesten kämpfen, aber er ist es auch, der dir nicht das sagt, was du hören willst, sondern was du hören sollst. Die Position hier am Tisch haben wir übrigens erst vor zwei, drei Jahren 108 109