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Wie wir wurden, was wir sind

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Ein Buch über die Firma Samen Schwarzenberger. Vom Gründer Johann bis zur Betriebsübergabe 2022 von Erich an Markus Schwarzenberger. Viele Jahrzehnte beschreiben spannendste Ereignisse.

Irgendwann ist man so

Irgendwann ist man so weit weg vom Alltagsgeschäft, dass man auch gar nicht mehr mitreden kann. Irgendwann kommt der Tag, aber ich habe keine Angst davor. Ich weiß, dass ich diesen Joker irgendwann nicht mehr haben werde, spätestens dann, wenn mein Vater sich wirklich komplett zurückzieht. Erich: … was sagt der zweite Bauch? Markus: Genau. Ich weiß, dass ich diesen Joker irgendwann nicht mehr haben werde, spätestens dann, wenn mein Vater sich wirklich komplett zurückzieht. Erich, kannst du dir das vorstellen, dass du eines Tages gar nichts mehr tust? Erich: Irgendwann ist man so weit weg vom Alltagsgeschäft, dass man auch gar nicht mehr mitreden kann. Irgendwann kommt der Tag, aber ich habe keine Angst davor. Was werden denn die größten Herausforderungen sein, die auf Markus zukommen? Erich: Eine der größten Herausforderungen ist das Thema Mitarbeiter. Einige werden in den nächsten Jahren in Pension gehen. Hier entsprechend nachzubesetzen, wird nicht einfach sein. Markus: Mitarbeiter sind ein enormes Thema. Wir haben ja den Luxus, viele langjährige Mitarbeiter zu haben. Manche sind seit 30 Jahren bei uns. Was auch für uns spricht. Ein weiterer Punkt wird die Krisenaufarbeitung sein. Viele sind da schon darüber hinweg. Uns erwischt es erst. Und dann geht es auch um das Thema Umorientierung: Wo müssen Schrauben anders angezogen werden, damit wir eine Daseinsberechtigung haben und wettbewerbsfähig bleiben? Wir genießen das Privileg, an einem der schönsten Orte Europas zu leben und zu arbeiten, haben aber auch entsprechende Nachteile gegenüber unseren Mitbewerbern, die weniger Lohnkosten stemmen müssen, günstigeren und mehr Grund zur Verfügung haben und wo auch die Logistik wesentlich einfacher ist. Das alles muss man berücksichtigen und langfristig denken. Freust du dich dennoch darauf? Markus: (lacht) Ja, sehr. Erich: Man muss dazusagen: Früher hatte man oft noch ruhige Zeiten. Spätestens ab September konnte man auch mal die Beine hochlegen. Das gibt es nicht mehr. Es ist alles viel intensiver geworden. Warum? Markus: Schwer zu sagen. Es hat einfach alles angezogen. Als ich eingestiegen bin, war eines der ersten Dinge, die ich in die Hand genommen hatte, das Marketing. Das gab es in der Form davor ja nicht. Da hat er mich einige Male gefragt, ob ich denn noch alle beieinander habe. (lacht) Spätestens bei den Bilanzbesprechungen war es ganz gut, dass dieser Tisch, wo wir sitzen, so groß ist, sonst hätte ich sicher Tritte gegen das Schienbein ausgefasst. Erich: Das geht aber bei dem Tisch nicht. Wer hat denn den Tisch angeschafft? Erich: (lacht) Schon mein Vater. Markus: Unsere Bekanntheit ist durch das zusätzliche Marketing jedenfalls gestiegen, und damit auch das Produktsortiment. Erich: Enorm. 14 Mischungen hatte ich in den guten Zeiten. Markus: Mittlerweile haben wir im Standardprogramm über 70 Mischungen. Interessant wird es ja immer, wenn ich zu den Mitarbeitern sage, ich möchte diese oder jene Mischungen neu aufnehmen. Mir ist es sehr wichtig, die Mitarbeiter bei gewissen Entscheidungen mit ins Boot zu holen. Ihre Reaktion ist – wen verwunderts: „Brauch ma‘ nicht.“ Dann lasse ich sie eben anzeichnen, auf welche Produkte wir ihrer Meinung nach verzichten können. Auf ihrer Liste schreibe ich dann dazu, wie viel wir von welcher Mischung im letzten Jahr verkauft haben. Und dann sind sie es, die sagen: „Nein, diese Mischung können wir auf keinen Fall weglassen. Die auch nicht, und die andere auch nicht.“ Am Ende kommen dann also immer mehr Mischungen raus als davor. Wir haben ja auch nicht umsonst den Ruf: Wenn nirgendwo mehr was zu bekommen ist, dann geh zum Schwarzenberger, der hat sicher noch was. ▞ 112 113