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Wie wir wurden, was wir sind

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Ein Buch über die Firma Samen Schwarzenberger. Vom Gründer Johann bis zur Betriebsübergabe 2022 von Erich an Markus Schwarzenberger. Viele Jahrzehnte beschreiben spannendste Ereignisse.

Unser Geschäft währte

Unser Geschäft währte nur kurz. Geld, uns auch nur ein kleines Lager anzulegen, hatten wir keines und wir standen unter großem Druck. Jeden Groschen haben wir gespart und 1931 einen gewagten Schritt unternommen und eine Völser Landwirtschaft gekauft. Johann Schwarzenberger Wie die Schwarzenbergers zu den Bienen kamen Bereits früh begannen Johann und Anna Schwarzenberger mit der Produktion von Honig. Sie begannen mit 16 Bienenvölkern und steigerten sich im Laufe der Zeit auf 120. Johann Schwarzenberger absolvierte seine Ausbildung in der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Rotholz mit dem Ziel, Landwirt zu werden. Als Viertgeborener der Familie hatte er jedoch keinen Anspruch auf einen Anteil am elterlichen Hof. Mit seinen sorgsam handschriftlich erstellten Produktdatenblättern machte sich Johann Schwarzenberger auf Verkaufstour zu den Bauern. Wildrosen in den umliegenden Wäldern aus, pflanzten und veredelten sie, auf etwa 1.000 Stück kamen sie dabei. „Eine ungeheuer blutige Arbeit, die Hände zerstochen und auch das Gesicht oft verletzt“, erzählte Johann später seinen Nachkommen. Unter den Rosen wurden Gurken angebaut. 300 Kilogramm betrug die wöchentliche Ernte, die nach Kufstein verkauft wurde. Das war gutes Geld. 6.000 alte Schillinge brachte dieser Nebenerwerb ein. Bedenkt man, dass ein Postbeamter 72 Schilling im Monat verdiente, wird deutlich, wie wichtig diese Einkunft für das junge Paar war. Es folgten weitere Gewächse – Ribisel, Brombeeren und Himbeeren – und schließlich auch Honig. Doch das Angebot dafür war in Innsbruck bereits zu groß, weshalb Johann regelmäßig mit dem Zug nach Seefeld hinauffuhr, wo er seine Produkte an Hoteliers verkaufte. Ein Glücksfall, denn damit erzielte er höhere Preise, als es bei den Privatkunden in Innsbruck möglich gewesen wäre. Sprungbrett. Gegenüber der Postdienststelle, in der Johann untertags arbeitete, lag die Firma Samen Flossmann. Eines Tages sprach der Inhaber Hans Flossmann Johann an. Ob er, als Rotholzer Absolvent, für ihn landwirtschaftliche Samenmischungen zusammenstellen könne, da er doch sicher nicht nur das Know-how dafür habe, sondern aufgrund seiner Ausbildung sicher auch wisse, was die Bauern wirklich brauchten? Natürlich konnte und wusste Johann das und mit einer Beteiligung von sechs Prozent stieg er also ins Samenvertriebsgeschäft ein. Anfangs tingelte er mit dem Fahrrad – ein sportliches Unterfangen – durch das Innsbrucker Mittelgebirge zu den hiesigen Bauern. In seinem „Urlaub“ und auch sonntags kamen die Bauern im Bezirk Schwaz an die Reihe. Johann verstand sein Geschäft – er war nicht nur ein guter Händler, der zu überzeugen wusste, sondern beeindruckte die Bauern auch mit seinem Fachwissen. 1938 verlegte Johann das Bienenhaus von Lüsens auf Grund und Boden der Agrargemeinschaft Afling. Per Vertrag wurde die Familie zum Aufstellen von Bienenkörben an diesem Standort verpflichtet – andernfalls fiele der Grund an die Agrargemeinschaft Afling. Eine Verpflichtung, der man aber seit damals gern nachkommt, zumal der Honig in der Geschichte der Familie immer wieder gute Dienste leistete. Er verhalf zu einem eigenen Telefonanschluss, als das noch als Rarität in Tirol galt, und er rettete sogar ein Leben. 1944 wurde ein Bienenhaus samt Küche und Schlafzimmer errichtet, das bis Anfang der 1990er Jahre erhalten blieb und schließlich – dem Holzwurm geschuldet – 1992 neu errichtet wurde. An das erste Haus wurde damals übrigens ein zweites angebaut, mit einer doppelten Wand im Verbindungsgang, wo während des Krieges Lebensmittel versteckt werden konnten. 12 13