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Wie wir wurden, was wir sind

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Ein Buch über die Firma Samen Schwarzenberger. Vom Gründer Johann bis zur Betriebsübergabe 2022 von Erich an Markus Schwarzenberger. Viele Jahrzehnte beschreiben spannendste Ereignisse.

Ostblock-Deals: 1982

Ostblock-Deals: 1982 kaufte Schwarzenberger das erste Mal Ware in Polen ein. Die polnische Firmenbeauftragte Anna Siedlecka kam gemeinsam mit zwei weiteren Damen zu Besuch und wurde von Erich sen. galant auf Sightseeing-Tour geführt. Dass eben diese Unternehmungen wachsam beobachtet worden waren, davon ahnten die Schwarzenbergers nichts. vorausgegangen. Mit Erfrierungen an den Füßen holte man ihn vom Berg. Es war ein Erlebnis, das zusammenschweißte. Anfang vom Ende. In den Sommerferien ein Jahr darauf organsierte Otto in der Hauptschule die Völser Wirtschaftsausstellung nach dem Vorbild einer richtigen Messe. Alles verlief sehr gut, doch Otto war nicht ganz er selbst. Er wirkte angeschlagen und keiner konnte ihm etwas recht machen. Die Familie verlor nicht nur den geliebten Sohn und Bruder, sondern das Unternehmen auch den designierten Nachfolger. Ab 1980 wurde Vogelfutter in das Sortiment aufgenommen, auch um eine Produktgruppe für den Herbst und Winter zu haben. In diesem Zuge machte man sich auch über die Einführung eines Markennamens Gedanken und kam auf TISA – Tiroler Samen. Mit diesem Logo wurden Folien für Rasenmischungen und Vogelfutter bestellt. Seegrube.“ So schnell wird man also der Spionagetätigkeit verdächtigt. Ein Besuch aus dem „bösen“ Ostblock reichte damals schon aus. Ein Tod und eine Ankündigung. 1983/84 ging das erste Mal so richtig was daneben. Erich sen. verspekulierte sich. In der Folge musste mitten im Dorf Grund verkauft werden. Das war ein Einschnitt, denn man wusste, dass die Grundstückspreise in den kommenden Jahren um ein Vielfaches steigen würden. Doch letzten Endes war es nur Geld, das verloren ging. Leben wiegt mehr – jenes, das kommt, und jenes, das gehen muss. Im Frühjahr 1985 verstarb der Firmengründer Johann im Beisein der Familie. Bevor er die Augen für immer schloss, sagte er einen Satz, und er wiederholte ihn drei Mal. „Otto muss sterben.“ Keiner der Anwesenden nahm das ernst, man tat es als umnachtete Aussage eines Sterbenden ab. Eine Lebensrettung. Otto war topfit. Wenige Monate zuvor war er mit Wolfgang Nairz in Nepal, wo sie den 7.193 Meter hohen Glacier Dome besteigen wollten. Daraus wurde aber nichts, denn die Höhenkrankheit erwischte Otto. Als er aus dem Zelt hinaussah und zwei Sherpa-Mädchen bewunderte – in Wahrheit waren es Bergstöcke – erklärte der Arzt Oswald Ölz-Bulle die Expedition für Otto für beendet. Dasselbe Schicksal, die Höhenkrankheit, ereilte besagten Arzt wenig später am Gipfel. Wäre Otto nicht im Basislager geblieben und hätte am nächsten Tag den Gipfel nach dem Kameraden abgesucht, wäre Ölz vermutlich gestorben, denn der Sherpa war auf seinen Wunsch bereits Otto nahm die Sorgen seiner Familie ernst und ging zum Arzt. Die Diagnose war: Die Leber muss sofort transplantiert werden. Die Operation verlief gut und nach mehreren Wochen der Rehabilitation begann die Chemotherapie. Auch sie verlief sehr positiv. Otto fand zu seiner Form zurück. Im Jänner nahm er bereits wieder an Skirennen teil und fühlte sich lebendig. Es währte nicht lange. Im Frühjahr begann sich das Blatt zu wenden. Dennoch heiratete Otto seine Freundin Moni Gstraunthaler. Es blieb nicht viel Zeit. Im August 1986 verstarb Otto. Und man erinnerte sich an die Worte des Großvaters und Vaters Erich I.: „Otto muss sterben.“ Es war eine mehr als unheimliche Erinnerung. Es kommt immer anders. Die Familie verlor nicht nur den geliebten Sohn und Bruder, sondern das Unternehmen auch den designierten Nachfolger. Während den Schmerz, den Ottos Tod verursachte, nur die Zeit mildern konnte, war die Unternehmensnachfolge keine Entscheidung, die man auf die lange Bank schieben konnte oder durfte. Erich suchte fieberhaft nach einer Lösung. Die naheliegendste war natürlich jene, den Zweitgeborenen, Erich jun., an die Spitze zu holen. Doch der Vater war skeptisch, zumal der Sohn bislang keinerlei Ambitionen in dieser Hinsicht gezeigt hatte – und ja auch gar nicht zeigen sollte, denn es stand nie außer Frage, dass Otto die Firma übernehmen würde. Nun aber blieb realistischerweise keine andere Wahl, denn alle anderen Lösungsvarianten waren bei Weitem die schlechteren. Also war es entschieden. Das Leben ging weiter – es musste weitergehen. Otto Schwarzenberger, 1957–1986 68 69